Im April geht das Getreide von der Bestockungs- in die Schoßphase über. Diese Phase ist abhängig von Lichtdauer, Vernalisation, Saatzeit- und -stärke. Mit dem Übergang vom BBCH-Stadium 29 bis 30 hin zu 31 bis 39 werden die ertragssichernden Voraussetzungen geschaffen. Die maximale Anzahl der Bestockungstriebe ist erreicht und damit auch die Anzahl der Ährchenanlagen, das sogenannte Doppelringstadium.  Während der nun folgenden BBCH-Stadien bis BBCH 39, der großen Wachstumsperiode, entwickeln sich die Blütenstände. Die Wurzel wächst nochmals verstärkt und die ertragsrelevanten Blätter F-2, F-1 und das Fahnenblatt werden ausgebildet. Zu Reduzierungen von Blüten und Trieben führt die Konkurrenz aller Pflanzenorgane um Nährstoffe und Assimilate. Hinsichtlich des Transportes der Nährstoffe können Fußkrankheiten wie Halmbruch negativ wirken, bezüglich der Assimilate gilt es besonders Blätter und Stengel im Weizen vor Mehltau, Gelbrost und Septoria tritici und die Gerste ebenso vor Mehltau, Zwergrost, Netzflecken und Rynchosporium zu schützen. Mit steigenden Temperaturen, wie sie zum Zeitpunkt des Erscheinens des Fahnenblatts auftreten, werden weitere Krankheiten relevant wie Insbesondere Braunrost, Septoria-Arten, DTR-Blattflecken und bei Gerste Ramularia. In der Blüte kann vor allem Rost und Fusarium eine einschneidende Rolle spielen. Witterungsverlauf, Fruchtfolge, phänologische Zeiträume (siehe Grafik Entwicklungsdauer) und der Resistenzgedanke beeinflussen entsprechend der Indikation die Wahl der Fungizide.

Vorteil nutzen

Langjährige Erfahrungen zeigen, dass Fungizid-Behandlungen zu T2 im BBCH 37/39 bis 51 in der Regel die größten Ertragseffekte bringen. Zu diesem Einsatztermin ist vor allem die Dauerwirkung wichtig. Deshalb werden hier bevorzugt Packs oder Fungizidkombinationen gewählt, die Azole, Carboxamide und oft auch Strobilurine plus Kontaktwirkstoffe enthalten. Diese hochpreisigen Angebote haben hier i.d.R. ihre Berechtigung. Da Carboxamide und Strobilurine relativ stark Resistenz gefährdet sind, sollten sie nur einmal in der Spritzfolge eingesetzt werden, möglichst mit 2/3 der Aufwandmenge oder mehr. In diesen Packangeboten werden von Herstellerseite meist Prothioconazol oder Epoxiconazol als Azolbasis verwendet. Beide unterliegen einem Shifting, einer schleichenden Anpassung der Pilze an die Wirkstoffe und haben eine ähnliche selektive Wirkung. Sie sichern zur Blattbehandlung die Carboxamide (SDHI) ab, bringen kurative Leistung und wirken gegen die meisten Blattkrankheiten. Um diesen Vorteil langfristig nutzen zu können, gilt es zu T1 und T3 ohne SDHI und diese beiden Azole auszukommen. Die Fungizide Ampera® zu T1 und Soleil® zu T3 bieten diese Möglichkeit, die Wirkstoffe Prothioconazol und Epoxiconazol zu entlasten.

Bromuconazol nur im Soleil®

Die im Ampera® enthaltenen Wirkstoffe Prochloraz und Tebuconazol schützen zu BBCH 31 bis 33 optimal gegen die relevanten frühauftretenden Pilzkrankheiten. Das gilt nicht nur im Weizen. Roggen, Triticale und Gerste sind ebenso Einsatzgebiete. Bei einer Aufwandmenge von 1,5 l/ha kann von einer Dauerwirkung von zwei bis drei Wochen je nach Temperatur ausgegangen werden. Diese volle Aufwandmenge gilt eher für Weizen als für Gerste. Hinzu kommt noch eine kurative Leistung von drei bis fünf Tagen. Damit wird der Entwicklungszeitraum von BBCH 31/32 bis 37/39 sicher überbrückt. Die folgende Carboxamid-Strobi-Azol-Mischung sollte nach Auftreten der Krankheiten und der nötigen Dauerwirkung gewählt werden. Damit bleiben die drei oberen Blätter bis zur Blüte weitestgehend „sauber“. Will man die Vielfalt der Azolwirkstoffe nutzen, dann sollten bei einer T3-Applikation zur Blüte wieder Prothioconazol- und Epoxiconazol weggelassen werden. Mit Soleil® ist das möglich. Mit Bromuconazol, nur im Soleil® enthalten, und Tebuconazol werden alle relevanten Ährenkrankheiten kontrolliert, vergleichbar mit den bisherigen Standards.

Fungizide und N-Effizienz

Insbesondere bei Risikovorfrüchten wie Mais oder Winterweizen (Stoppelweizen) gilt diese Strategie einer Zwei- oder Dreifachbehandlung. Bei einer Zweifachbehandlung sollte ebenso nur einmal Carboxamid und Prothioconazol oder Epoxiconazol zur Anwendung kommen. Eine mehrmalige Anwendung in der Spritzfolge gefährdet die Selektivität dieser Wirkstoffe. Verliert das Azol seine Wirksamkeit werden die Carboxamide folgen. Da pilzliche Erreger über Flächen hinweg auftreten, kann Resistenzmanagement nur Wirkstoffe sichern, wenn alle Anwender entsprechend handeln. Der Zusammenhang zwischen Gesunderhaltung der Bestände und Wirkung von Fungiziden bekommt bezüglich der Stickstoffeffizienz zusätzliche Aufmerksamkeit. Nur gesunde Pflanzen nutzen die Nährstoffe umfänglich und bilden somit höheren Ertrag und entsprechende Qualitätsparameter.


Zum Autor:

Torsten Mörstedt arbeitet seit 2008 bei der Nufarm Deutschland GmbH und ist als Customer Marketing Manager für die Region Nord-Ost tätig.