Die Möglichkeiten im Herbst mit Herbiziden Unkräuter und -gräser zu regulieren wird zunehmend schwieriger. Dem Wegfall von IPU vor drei Jahren folgt nun Flurtamone. Zudem erschweren die Anwendungsvoraussetzungen für Pendimethalin und Prosulfocarb haltige Pflanzenschutzmittel deren Einsatz.

Und eine Entspannung bezüglich der Resistenzproblematik bei den Ungräsern ist nicht in Sicht. Derzeit bleiben vom Handling, seitens der Zulassung und der Resistenzsituation auf bestimmten Standorten lediglich die Wirkstoffe Chlortoluron und Flufenacet (siehe Tabelle). Pendimethalin und Prosulfocarb sollten dennoch unter Beachtung der Anwendungsauflagen zum Einsatz kommen. Auf den Flächen, wo noch keine Resistenzen zu verzeichnen sind, ist ein Mix aller Wirkstoffe innerhalb der Spritzfolgen zwingend. Diese Betrachtung muss unbedingt auf die Fruchtfolge erweitert werden. Rapsanbauer können in dieser Frucht gut mit Propyzamidprodukten gegen Gräser vorgehen, ebenso gegen Trespe, die im Getreide schwierig zu regulieren ist.

Neuzulassungen mit NG356

Etwas komplexer wird die Betrachtung von Flufenacet. Dieser Wirkstoff trägt die Hauptlast gegen die Gräser im Herbst im Getreide, findet allerdings zunehmend im Mais- und Kartoffelanbau Verwendung. Aus zwei Gründen stellt sich dies als problematisch dar: Flufenacet ist derzeit der einzige Wirkstoff, der im Feld noch keine Resistenzen zeigt. Folgt nun ein Einsatz ebenso im Mais, wird die natürliche Anpassungsreaktion der Gräser beschleunigt wie auch die Selektion bezüglich einer Wirkortresistenz. Der Wirkstoff wird verbraucht. Die Auswahl Flufenacet haltiger Produkte ist groß und groß können ebenso die Unterschiede sein. Jedes Produkt sollte vom Landwirt genau betrachtet werden. Für Neuzulassungen gilt die Auflage NG356. Diese untersagt die Anwendung von Mitteln mit dem Wirkstoff Flufenacet auf derselben Fläche in den folgenden zwei Kalenderjahren. Damit ist ein Einsatz im Mais nicht mehr zu vertreten, denn mit dieser Auflage wird der Einsatz in der gesamten Fruchtfolge begrenzt. Des weiteren sind bei den zugelassenen Produkten die Abstände zu Gewässer unterschiedlich. Diese Differenz setzt sich fort bei dem Einsatz im Vor- oder Nachauflauf wie auch bei der Indikation. Manche Produkte haben nur gegen Windhalm und Unkräuter eine Zulassung, die gegen Ackerfuchsschwanz fehlt. Es gibt nur wenige Produkte, die eine Anwendung in vielen Situationen erlauben.

Flexibel im Einsatz

Chlortoluron (CTU) in CTU700® aus derselben Gruppe wie das weggefallene IPU kann eine Ergänzung sein. Auf Drainage freien Flächen mit mehr als 1,5% organischem Kohlenstoffgehalt bieten sich vielfältige Anwendungen: als Soloprodukt oder in Tankmischungen zur Absicherung von Wirkungsschwächen anderer Produkte. In den Herbiziden Carmina 640® und Carmina® Complett ist CTU mit Diflufenikan und Metsulfuron kombiniert. Damit erhöht sich die Wirkungsbreite und Bodenleistung. Diese Mittel sind in den Winterungen Weizen, Gerste, Roggen und Triticale zugelassen. Eine Sorteneinschränkung bei Weizen braucht mit 1,5 l/ha Carmina640® oder Carmina® Complett nicht beachtet werden. Als Soloanwendung kommen die Mittel vorwiegend gegen Windhalm, Rispe und breiter Verunkrautung zum Einsatz. Beim Auftreten von Ackerfuchsschwanz sollte Franzi®Complett angewendet werden. Franzi®Complett ist eine Kombination aus Franzi® (Flufenacet) und Alliance® (DFF und Metsulfuron) als dikotyler Partner. Franzi® bringt die Wirkung gegen Ackerfuchsschwanz sowie anderer Gräser. Ein Einsatz im Vor- wie Nachauflauf in Weizen und Gerste ist möglich, ebenso unterschiedliche Aufwandmengen gegen Ackerfuchsschwanz und Windhalm. Der sogenannte Gewässerabstand bei Franzi® ist länderüblich. Eine Drainageauflage hat es nicht. Franzi® im Franzi®Complett ist eines der Produkte mit den flexibelsten Einsatzmöglichkeiten.

Saracen® Delta zugelassen

Ein Großteil der Graminizide wird mit DFF als Fertigformulierung angeboten, benötigt dennoch oft dikotyle Verstärkung. Für Flurtamone kommt mit Saracen® Delta (Florasulam und DFF) eine Ergänzung für den Herbst auf den Markt.  Saracen® Delta bietet in diesem Segment eine verbesserte Reaktionsmöglichkeit des Anwenders auf die örtlichen Bedingungen. Tankmischungen mit Gräserherbiziden sind möglich wie auch Spritzfolgen. Damit kann die nötige DFF-Menge auf zwei Applikationstermine im Herbst gelegt und so die Verträglichkeit stärker als bisher gewährleistet werden. Die länderspezifische Abstandsregelung begünstigt Tankmischungen mit entsprechenden Gräserwirkstoffen. Saracen® Delta hat seine Stärken im Bereich Kornblume, Klatschmohn, Kamille, Ausfallraps, Vogelmiere und Klettenlabkraut.


Zum Autor:

Torsten Mörstedt arbeitet seit 2008 bei der Nufarm Deutschland GmbH und ist als Customer Marketing Manager für die Region Nord-Ost tätig.