Was sind Insektizide?
Und deren Nutzen in der Landwirtschaft
Insektizide sind chemische oder biologische Substanzen, die entwickelt wurden, um Schadinsekten zu bekämpfen, die als Schädlinge in der Landwirtschaft, der Forstwirtschaft oder in Haushalten auftreten. Ihr Hauptzweck in der Landwirtschaft besteht darin, Ernteverluste durch Insekten zu verhindern und die Produktivität der Kulturen zu steigern. Sie wirken entweder durch direkten Kontakt oder durch systemische Aufnahme in die Pflanze und sind in verschiedenen Formen wie Flüssigformulierungen oder Granulaten erhältlich.
In der Landwirtschaft bieten Insektizide einen wesentlichen Nutzen, indem sie:
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Schäden durch beißende und saugende Schädlinge wie Blattläuse, Raupen, Käfer und Fliegen verhindern.
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Erträge sichern, indem sie die Pflanzen vor Ernteverlusten aufgrund von Schadinsekten schützen.
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Lebensmittelqualität verbessern, da Insekten in vielen Fällen Krankheiten verbreiten können.
Wie wirken Insektizide?
Einteilung nach Wirkweise
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Kontaktinsektizide (z. B. Kaiso Sorbie® ) – Schnelle Knock-down-Wirkung
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Wirkung: Kontaktinsektizide wirken direkt auf die äußeren Körperteile der Insekten. Sobald das Insekt mit dem Insektizid in Kontakt kommt, wird sein Nervensystem gestört, was zu einer schnellen Lähmung und schließlich zum Tod führt.
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Beispiel: Kaiso Sorbie® ist ein Kontaktinsektizid mit einer schnellen Knock-down-Wirkung, das vor allem durch direkten Kontakt mit der Haut der Insekten wirkt. Es hat eine sehr schnelle Wirkung und eignet sich daher zur Bekämpfung von Insekten, die auf den Pflanzenoberflächen fressen oder sich dort aufhalten.
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Systemische Insektizide (z. B. Carnadine®) – Aufnahme durch die Pflanze, Schutz von innen
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Wirkung: Systemische Insektizide werden von der Pflanze aufgenommen und verteilen sich in allen Teilen der Pflanze, einschließlich der Blätter, Wurzeln und Stängel. Schädlinge, die die Pflanze fressen, nehmen das Insektizid auf und werden dadurch bekämpft.
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Beispiel: Carnadine® oder Carnadine® 200 sind systemische Insektizide, welche über die Wurzeln oder Blätter von Pflanzen aufgenommen werden. Sie bieten einen längerwirkenden Schutz, indem sie Insekten, die die Pflanze fressen, von innen heraus bekämpfen. Diese Art von Insektiziden ist besonders nützlich gegen Insekten, die sich an schwer erreichbaren Stellen aufhalten oder die Pflanze systematisch befallen, so z.B. auch Vorteilhaft in der Bekämpfung gegenüber Larven, die sich oftmals im Stängel aufhalten.
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Ateminsektizide – Blockierung der Atmung
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Wirkung: Ateminsektizide stören die Atmung der Insekten, indem sie die Sauerstoffaufnahme blockieren oder die Zellatmung verhindern. Dies führt dazu, dass die Insekten ersticken und innerhalb kurzer Zeit sterben.
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Beispiel: Nicotin-basierte Insektizide wirken als Ateminsektizide, da sie die Atmung der Insekten unterbrechen und so deren Lebensfunktionen stark beeinträchtigen.
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Auswahl an Wirkstoffgruppen nach IRAC (Insecticide Resistance Action Committee)
Die Insektizide der verschiedenen IRAC-Wirkstoffgruppen greifen unterschiedliche biologische Prozesse der Schädlinge an:
Nervensystem: Gruppen 1–5,
Nervensystem und Muskelkontraktion: Gruppen 6, 28
Wachstumsregulation: Gruppen 7, 15
1A – Carbamate
Beispielwirkstoffe: Diazinon, Malathion (beide sind in der EU nicht mehr zugelassen)
Wirkung: Blockieren Acetylcholinesterase → Übererregung der Nerven → tödliche Wirkung auf den Schädling
Wirkweise: Kontakt
Diazinon
1B – Organophosphate
Beispielwirkstoffe: Carbaryl, Methomyl (beide sind in der EU nicht mehr zugelassen)
Wirkung: Hemmung der Cholinesterase
Wirkweise: Fraß und Kontakt
Carbaryl
2A – Cyclodiene / Chlorkohlenwasserstoffe
Beispielwirkstoffe: Dieldrin (in der EU nicht mehr zugelassen)
Wirkung: Blockieren GABA-Rezeptoren
Wirkweise: Kontakt
Dieldrin
3A – Pyrethroide
Mechanismus: Dauerhafte Aktivierung der Natriumkanäle
Beispielwirkstoffe: Deltamethrin, Cypermethrin, Lambda-Cyhalothrin
Wirkung: Blockieren GABA-Rezeptoren
Wirkweise: Kontakt
Lambda-Cyhalothrin
4A – Neonicotinoide
Mechanismus: Blockieren nikotinische Acetylcholinrezeptoren
Beispielwirkstoffe: Acetamiprid, Imidacloprid (nicht mehr zugelassen)
Wirkweise: Fraß und Kontakt
Acetamiprid
5 – Spinosyne
Mechanismus: Aktivieren Nikotin-Acetylcholinrezeptore
Beispielwirkstoffe: Spinosad
Wirkweise: Fraß und Kontakt
6A – Avermectine
Mechanismus: Störung der Signalübertragung durch Glutamat
Beispielwirkstoffe: Abamectin
Wirkweise: Kontakt und Atem
Abamectin
7C – IGR – Insektenwachstumsregulatoren
Mechanismus: Stören die Entwicklung von Larven
Beispielwirkstoffe: Pyriproxyfen
Wirkweise: Fraß
Pyriproxyfen
15 – Chitinsynthese-Hemmer
Mechanismus: Hemmen die Chitinbildung bei Larven
Beispielwirkstoffe: Diflubenzuron (Nicht mehr zugelassen)
Wirkweise: Fraß
Diflubenzuron
23 – METI-Inhibitoren
Mechanismus: Blockieren die Elektronenübertragung in den Mitochondrien → Energieverlust
Beispielwirkstoffe: Fenpyroximat (Akarizid)
Wirkweise: Kontakt
Fenpyroximat
Mechanismus: Entleeren Kalziumspeicher in Muskelzellen → Lähmung
Beispielwirkstoffe: Cyantraniliprole, Chlorantraniliprole
Wirkweise: Fraß und Kontakt
Cyantraniliprole