Im Frühjahr, wenn die Temperaturen steigen und Winterraps seine Vegetationsperiode fortsetzt, treten häufig spezifische Schädlinge auf, die die Entwicklung der Pflanzen beeinträchtigen können. Als früh auftretende Schädlinge sind besonders der Große Rapsstängelrüssler (Ceutorhynchus napi) und der Gefleckte Kohltriebrüssler (Ceutorhynchus pallidactylus) hervorzuheben. Diese Rüsselkäferarten werden bei einer Außentemperatur von etwa 10 bis 12 °C aktiv, ein Wert, der deutschlandweit – je nach Region und Witterung – bereits im Februar erreicht werden kann.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Frühe Wachstumsphase im Raps: Herausforderungen und Schädlingsdruck
- 2. Schadmechanismen der Käfer
- 3. Einfluss der Rapsschädlinge auf Bestandsentwicklung und Ertrag
- 4. Insektizid-Empfehlungen zur Bekämpfung von Rapsschädlingen
- 5. Kontaktaufnahme für Empfehlungen
1. Frühe Wachstumsphase im Raps: Herausforderungen und Schädlingsdruck
Nach der Winterruhe befindet sich der Winterraps in einer Phase des erneuten Wachstums. Die Pflanzen verbleiben zunächst im Rosettenstadium, bevor das Streckungswachstum einsetzt. Diese Entwicklungsstadien sind von zentraler Bedeutung, da in dieser Phase die Grundlagen für die Blütenanlage und den Ertrag gelegt werden. Die Pflanzen müssen genügend assimilatives Gewebe aufbauen, um Energie für die spätere Entwicklung bereitzustellen. Gleichzeitig sind die jungen Triebe und Stängel besonders anfällig für Schäden durch äußere Einflüsse, einschließlich Schädlingsbefall.
2. Schadmechanismen der Käfer
Großer Rapsstängelrüssler (Ceutorhynchus napi): So gefährdet er die Rapspflanze
Der Große Rapsstängelrüssler gehört zu den alljährlich schädlichen Rapsschädlingen, insbesondere in Anbauregionen mit Spätfrostgefahr oder auf durchlässigen Böden, die im Frühjahr schnell austrocknen. Besonders problematisch ist der Schaden durch die Kombination aus mechanischer Schwächung der Pflanze und der Öffnung von Eintrittspforten für Krankheiten.
Fraßverhalten und Schäden
Die Käfer verursachen zunächst Lochfraß an der Stängeloberfläche. Für die Eiablage bohren sie Löcher in den Stängel, die später bei Frost unter -3 bis -4 °C oder nach Niederschlägen aufreißen können. Es besteht ein erhöhtes Risiko für Fäule durch eindringendes Regenwasser, vor allem bei nassen Witterungsbedingungen. Durch die Abgabe wuchstoffähnlicher Sekrete entstehen die charakteristischen S-förmigen Stängelverkrümmungen. Im Inneren des Stängels sind braunköpfige Larven aktiv, die das Stängelmark durch Fraßgänge schädigen. Spätere Ausbohrlöcher in den Blattachseln begünstigen Infektionen mit Pilzkrankheiten wie Phoma lingam.
Aktivitätszeitraum des Großen Rapsstängelrüsslers
Der erste Käferflug erfolgt oft Ende Februar bis Anfang März, sobald die Bodentemperaturen in 5 cm Tiefe über 6 °C steigen. Die Aktivität erreicht ihren Höhepunkt bei sonnigem, windstillem Wetter und warmen Temperaturen. Nach etwa vier Wochen verschwinden die Käfer aus den Beständen.
Befallsermittlung
Die Anflugkontrolle wird mithilfe von Gelbfangschalen im Frühjahr ermittelt. Wie Gelbfangschalen optimal aufgestellt werden erfahren Sie hier: Gelbfangschalen aufstellen.
Schadschwelle des Großen Rapsstängelrüsslers
5 Käfer pro Gelbfangschale in 3 Tagen
Fazit
Ertragsrelevante Schäden sind oftmals nach Frost oder Befall durch Krankheiten an Fraßstellen zu erwarten. Der Große Rapsstängelrüssler beginnt relativ zeitig nach dem Einflug in die Bestände mit der Eiablage. Daher ist die Durchführung rschnelle, effektiver insektizider Pflanzenschutzmaßnahmen ratsam.
Gefleckter Kohltriebrüssler (Ceutorhynchus pallidactylus): Typische Schäden im Raps erkennen
Der Gefleckte Kohltriebrüssler ist ein typischer Schädling im Rapsanbau, dessen Befall zeitgleich oder kurz nach einem Befall des Großen Rapsstängelrüsslers beobachtet wird. Dieser 2,5–3,2 mm große Käfer lässt sich an seiner fleckig weißlichgrau bis graugelb beschuppten Oberseite, dem Rüssel und seinen rotbraunen Fußgliedern (Tarsen) erkennen.
Fraßverhalten und Schäden
Die Weibchen legen ihre Eier typischerweise in die Blattstiele ab, bevorzugen jedoch junge und gut entwickelte Pflanzen. Nach dem Schlupf dringen die Larven ins Pflanzengewebe ein und verursachen durch ihren Fraß Schäden an den Leitungsbahnen, die die Entwicklung der Haupttriebe hemmen können.
Das Streckungswachstum kann verzögert werden, und in schweren Fällen kommt es zu Verzweigungen an den Haupttrieben, was die Homogenität und Ertragsqualität des Bestandes beeinträchtigen kann. Dennoch sind die Schäden durch den Gefleckten Kohltriebrüssler in der Regel geringer als die durch den Großen Rapsstängelrüssler.
Wichtig
- Das Schadbild unterscheidet sich vom Großen Rapsstängelrüssler durch das Fehlen der typischen S-förmigen Stängelverkrümmungen.
- Larvenfraß tritt häufig in der Mittelrippe der Blätter auf und kann mit Schäden schwarzköpfiger Erdflohlarven verwechselt werden.
Aktivitätszeitraum des Gefleckten Kohltriebrüsslers
Die Käfer fliegen und fressen zur gleichen Zeit wie der Große Rapsstängelrüssler, sind jedoch während des gesamten Frühjahrs im Bestand aktiv. Nach einem 10–14 Tage dauernden Reifungsfraß legen die Weibchen ihre Eier ab. Kurz vor der Rapsernte treten häufig Jungkäfer auf, die zu diesem Zeitpunkt jedoch keine nennenswerten Schäden mehr verursachen.
Befallsermittlung
Die Befallsermittlung erfolgt durch Gelbschalen, die in der Nähe von Knicks, Hecken oder Waldrändern platziert werden sollten – bevorzugt in der Nähe der Winterquartiere des Schädlings. Ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal ist das Vorhandensein rotbrauner Fußglieder, die den Gefleckten Kohltriebrüssler eindeutig von anderen Rüsselkäfern im Rapsanbau unterscheiden. Wie Gelbfangschalen optimal aufgestellt werden erfahren Sie hier: Gelbfangschalen aufstellen.
Schadschwelle Gefleckter Kohltriebrüssler
15 Käfer pro Gelbfangschale in 3 Tagen
Fazit
Der Gefleckte Kohltriebrüssler verursacht meist geringere Schäden als der Große Rapsstängelrüssler, bleibt jedoch während oftmals länger präsent. Eine sorgfältige Überwachung durch Gelbschalen ist entscheidend, um rechtzeitig Maßnahmen ergreifen zu können und Ertragsverluste zu minimieren.
3. Einfluss der Rapsschädlinge auf Bestandsentwicklung und Ertrag
Die zeitliche Überschneidung zwischen der Aktivität dieser Schädlinge und den sensiblen Entwicklungsstadien des Rapses machen eine genaue Kenntnis ihrer Biologie und Schadmechanismen essenziell. Bereits moderate Schäden können die Vitalität der Pflanzen erheblich beeinträchtigen und später zu Ertragsverlusten führen. Die Beobachtung des Schädlingseinflugs, etwa durch Gelbschalen, liefert wertvolle Informationen für eine gezielte Bewertung des Befallsdrucks.
Zusammenfassend zeigt sich, dass die Aktivität des Großen Rapsstängelrüsslers und des Gefleckten Kohltriebrüsslers im frühen Frühjahr einen bedeutenden Einfluss auf die Entwicklung des Rapses haben kann. Ihre Bekämpfung sollte darauf abzielen, den Pflanzen eine ungestörte Entwicklung in den kritischen frühen Wachstumsphasen zu ermöglichen.
4. Insektizid-Empfehlungen zur Bekämpfung von Rapsschädlingen
Zur effektiven Bekämpfung des Großen Rapsstängelrüsslers und des Gefleckten Kohltriebrüsslers ist eine gezielte Anwendung von Insektiziden in Abhängigkeit vom Entwicklungsstadium des Rapses und der Aktivität der Schädlinge entscheidend.
Früher Einsatz bei Käferanflug
Zur frühen Bekämpfung des Großen Rapsstängelrüsslers empfehlen wir die Applikation von 150 g/ha Kaiso Sorbie®, einem pyrethroidhaltigen Insektizid mit schnellem Knockdown-Effekt. Kaiso Sorbie® wirkt effektiv auf die adulten Käfer und reduziert deren Aktivität bereits kurz nach dem Erstflug, der häufig bei Temperaturen um 10–12 °C zu beobachten ist.
Einsatz ab BBCH 31 (Beginn des Streckungswachstums)
Ab dem Stadium BBCH 31 eignet sich der Einsatz von Carnadine® 200, einem acetamipridhaltigen Insektizid in flüssiger Formulierung. Carnadine® 200 bietet durch seine systemische Wirkung und die lange Wirkungsdauer eine zuverlässige Kontrolle des gefleckten Kohltriebrüsslers. Treten zeitgleich Rapsglanzkäfer auf, werden diese durch Carnadine® 200 effektiv miterfasst (Keine Indikation). Die flüssige Formulierung erleichtert die Anwendung und sorgt für eine gleichmäßige Verteilung auf der Pflanze.
Die Integration beider Lösungen in eine Spritzfolge ermöglicht eine umfassende Kontrolle der Schädlinge und minimiert Schäden durch Fraß und Sekundärinfektionen in kritischen Entwicklungsphasen des Rapses.
Zu den Lösungen:
5. Kontaktaufnahme für Empfehlungen
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